Deutschprojekt (Klasse 8): Max Frischs Drama „Biedermann und die Brandstifter“ digital und kollaborativ auf der Spur

„Nur wenn‘s keine Umstände macht, Herr Biedermann!“ – An Textstellen wie dieser stockten die Schüler:innen, lachten oder schüttelten den Kopf. Was würde dein Vater sagen, wenn ein müffelnder Fremder an eurem Abendbrottisch säße und seiner Frau oder deiner Schwester zuraunt, dass ein weichgekochtes Ei und ein ordentliches Glas Wein jetzt auch ganz prima wären? Wie können wir uns solche Figuren vorstellen? Und warum lässt ein Mann, der ansonsten eiskalter Despot zu sein scheint und Angestellte ins Verderben stürzt, zwielichtige Gestalten in einer ohnehin aufgeladenen politischen oder gesellschaftlichen Situation bei sich bleiben? Ab welchem Punkt schafft der Mensch es nicht mehr, einen einmal eingeschlagenen Weg zu revidieren…

(Inszenierungsvorschlag von Nika S.)

Mit solch typischen Fragen über Figuren und Literatur ging es während des unterrichtsbegleitenden Leseprozesses los (Distanzunterricht, Wechselunterricht mit Zuschaltung). Gegen Ende des Leseprozesses (auch der Tatsache geschuldet, dass es in NRW so spät erst Hinweise zu schriftlichen Leistungen gab) erhielten die Schüler:innen das Aufgabenpadlet und die Eltern die Information über die Durchführung des alternativen Prüfungsformates: Vier Wochen Bearbeitungszeit, darin enthalten drei Lerneinheiten in der regulären Unterrichtszeit, geöffnete Breakoutrooms rund um die Uhr, keine Hausaufgaben im Fach Deutsch, zwei Beratungsgespräche als Videokonferenz in Kleingruppen, individuelle Beratungen nach Absprache über Videokonferenz, Sprachmemo oder Email.

Das Projekt für die jetzige Klasse 8 an einem Gymnasium orientiert sich am KLP NRW (G8). Die übergeordneten Kompetenzerwartungen liegen in den Bereichen „Sprechen und Zuhören“, „Schreiben“ und „Lesen – Umgang mit Texten und Medien“. Die Schwerpunkte sind so auszuweisen: Charakterisierung einer Figur, Hinweise zu Figuren und deren Beziehungen, Anwendungen typischer Textsortenmerkmale sowie inhaltliche und sprachliche Überarbeitung. Neben der fachlichen Kompetenz zählen die soziale und digitale Kompetenz und der Medienkompetenzrahmen kommt vor allem in den Bereichen „Produzieren und Präsentieren“ und „Kommunizieren und Kooperieren“ zum Tragen. Als Klassenarbeitsersatz finden v.a. folgende Aufgabentypen Berücksichtigung: Aufgabentyp 2 mündlich (gestaltend vortragen), Aufgabentyp 4a schriftlich (Einen literarischen Text mithilfe von Fragen auf Wirkung und Intention untersuchen und bewerten) sowie Aufgabentyp 6 schriftlich (Sich mit einem literarischen Text durch dessen Umgestaltung auseinandersetzen).

Obwohl ich in dieser Klasse nicht erst seit dem Distanzlernen auf Peer-Feedback und den Prozesscharakter setze, ist es doch augenfällig, dass einige Schüler:innen ermutigt werden mussten, ihre Arbeit als Prozess zu verstehen und Beratungen durch andere und mich ganz selbstverständlich und gewinnbringend zur Optimierung zu nutzen. Ich bleibe da am Ball – nicht erst in einem Jahr zum „Besuch der alten Dame“ (ganz sicher mit Ideen von Lars Zumbansen).

Eine Übersicht über die Einführung des Projekts, der Zeitplan, die Teilaufgaben, das gemeinsam erarbeitete kriteriengeleitete Feedback und der Erwartungshorizont finden sich hier in diesem Padlet: https://padlet.com/Catrin1978/2gh05rs3lelpy0rh

In diesem Padlet werde ich nach dem 06.05.2021 Schüler:innenbeispiele und Zitate aus den Reflexionsschreiben aufführen. Über jedes Feedback durch die Community hier freue ich mich sehr. Also gern her mit Hinweisen, Optimierungen, Verbesserungen und Ideen.

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