Lessings „Nathan der Weise“ erweist sich zwar auf sprachlicher Ebene an manchen Stellen sperrig, ermöglicht aber in seiner Mischung aus Trauer- und Lustspiel, der rührseligen Schlussszene und der zukunftsorientierten Wirkungsabsicht neben analytisch-diskursiven auch produktive Zugänge. Diese Zugänge erprobte ein Grundkurs Deutsch der Qualifikationsphase.
Am Ende der Unterrichtsreihe, die bis auf die ersten Stunden im Distanzunterricht stattfand, stand die Überlegung, ein Verlag, ein Theater oder ein populärer Fernsehsender planten, die Handlung des „Nathan“ in eine ansprechende Form für heutige Rezipient:innen umzusetzen. Dabei hatten die Schüler:innen die Wahl zwischen dem Verfassen eines Anfangskapitels und Handlungsskripts für einen Trivialroman, einem Trailer für eine Comicserie (serielles Erzählen), Bühnenbildern in 3D (oder Pappe) und Skripten für eine Bühneninszenierung im Jahr 2021. Wichtig war, dass die Produktionsentscheidung reflektiert werden sollte.
Die Schüler:innen hatten für ihre Arbeit zwei Wochen (=6 Unterrichtsstunden) Zeit, zwischengelagert waren Phasen des Peer Feedbacks. Die Beurteilung erfolgte auf der Basis eines gemeinsam abgestimmten Beurteilungsrasters.
Der durchgängig positive Tenor der Arbeiten war, dass sich der Stoff des „Nathan“ sehr gut eigne, Fragen der Toleranz, politisch-ideologische Kontroversen und Vernunftgebrauch in der Gegenwart zu reflektieren – weiterhin habe vor allem die Anforderung, ein eigenes Produkt zu erstellen, dazu geführt, den Originaltext noch einmal gründlich zu lesen, weil ein Beurteilungskriterium auch die deutliche Wiedererkennbarkeit der Ursprungsidee darstellte, um der Kritik an produktionsorientierten Ansätzen entgegenzuwirken, dass der Umgang mit dem Text nur durch den Filter der eigenen Alltagswahrnehmung erfolge.
Der Link zum Padlet (Arbeitswege und Beurteilungsbogen Spalte 7)
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