In der 11. Klasse haben wir eine neue Prüfungsform ausprobiert: eine kollaborative Klausur im Fach Latein. Anstelle der klassischen Einzelprüfung erhielten die SuS die Gelegenheit, ihre Aufgaben gemeinsam in Gruppen zu lösen. Jede Gruppe, bestehend aus fünf Personen (teilweise gelost, teilweise frei gewählt), bearbeitete Übersetzungs- und Interpretationsaufgaben. Dieses Format förderte nicht nur die individuellen Kompetenzen, sondern auch zentrale Schlüsselqualifikationen wie Teamarbeit, konstruktive Kommunikation und effektive Zusammenarbeit.
Der Klausuraufbau
Die Struktur der Arbeit blieb klassisch, um den fachlichen Anforderungen gerecht zu werden:
1. Übersetzung eines Textes,
2. Zusammenfassung eines Teilaspekts,
3. Stilmittelanalyse und
4. Beurteilung des Textes.
Besonders war, dass sich die SuS während der Klausur frei im Raum bewegen durften. So konnten sie eine an der Wand hängende Übersicht aller bisher erlernten Stilmittel nutzen, um ihre Ergebnisse zu überprüfen.
Eine differenzierte Bewertung
Die Benotung erfolgte auf zwei Ebenen (die Kriterien wurden zuvor mit den SuS besprochen):
• Individuelle Leistung: Durch Beobachtungen während des Übersetzungs- und Interpretationsprozesses habe ich Protokolle angefertigt, die die persönliche Mitarbeit jedes Einzelnen dokumentieren.
• Gruppenleistung: Die Gesamtergebnisse der Gruppe wurden ebenfalls bewertet, um die kooperative Komponente angemessen zu würdigen.
Dieser Ansatz erlaubte es, sowohl die individuelle Verantwortung als auch die Qualität der gemeinsamen Arbeit zu berücksichtigen.
Reflexion und Entwicklung
Am Ende der Klausur führten die SuS eine Gruppen- und Selbstreflexion durch, um nicht nur ihre fachlichen, sondern auch ihre persönlichen Fortschritte zu analysieren. Dabei ging es um Fragen wie: Wie haben wir als Team zusammengearbeitet? Was lief gut, und was können wir verbessern?
Erfahrungen und Atmosphäre
Die Atmosphäre während der Prüfung war überraschend entspannt und produktiv. Trotz des Prüfungscharakters hatten die SuS sichtbar Freude am gemeinsamen Lernen und Arbeiten. Als Lehrkraft war es für mich besonders schön zu beobachten, wie sie sich gegenseitig unterstützten, gemeinsam Lösungen entwickelten und dabei eine Begeisterung für das Fach spürbar wurde.
Dieses Format hat gezeigt, dass Prüfungen nicht nur Wissen abfragen, sondern auch wichtige soziale und methodische Kompetenzen fördern können. Für mich war es eine Bereicherung, die SuS auf diese Weise erleben zu dürfen.
Es sei angemerkt, dass ich einen relativ kleinen Kurs hatte, sodass die Beobachtung der Gruppen für mich kein größeres Problem war. Was den Zeitaspekt angeht, so haben wir auf freiwilliger Basis der SuS die Klausur in die Mittagspause hinein um 30 Min. verlängert.
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