mit KI und Videoerstellung
Voraussetzungen:
1) Unsere Schule ist Pilotschule des Landes SH für die Nutzung von Künstlicher Intelligenz im Unterricht und wir können so auf ein DSGVO-konformes KI-Tool zurückgreifen. Die SuS der 10. Klasse erhalten diese Möglichkeit in jeder Mathematikstunde, indem sie über das Lernmanagementsystem „itslearning“ Zugriff auf dieses KI-Tool haben.
Ich habe dazu mit dem KI-Tool einige Bots erstellt, mit denen die SuS auf verschiedenen Niveaustufen Aufgaben für die jeweiligen Inhalte gestellt bekommen. Sie können durch die KI individuelle Hilfestellung erhalten und die KI erteilt Punkte für richtig gelösten Aufgaben – so können die SuS mir als Lehrkraft leicht Rückmeldung geben, wie viel sie gearbeitet haben.
2) Die SuS müssen regelmäßig innerhalb des Wochenplans selber ein Erklärvideo zu ausgewählten Aufgaben erstellen und dieses nach „itslearning“ hochladen. Sie können dazu auch in Kleingruppen arbeiten.
Die SuS sind dadurch in mehreren Kompetenzen trainiert:
- Sie müssen die jeweilige Fachsprache beherrschen und trainieren dadurch die mathematische Kommunikationskompetenz.
- Sie erhalten vertieftes inhaltliches Verständnis durch „Lernen durch Lehren“.
- Sie können im Team arbeiten und so Kooperationsfähigkeiten trainieren.
- Sie wenden verschiedene digitale Kompetenzen an: Sie erstellen ein Video in ansprechender Form, müssen Schnitt- und Präsentationstechniken beherrschen und das Video in geeigneter Dateigröße termingerecht auf dem LMS hochladen.
Durchführung:
Die Klassenarbeit ist inhaltlich sehr nah an eine „normale“ Klassenarbeit angelehnt – allerdings erweitert mit mehreren kommunikativen Aufgabenstellungen: „… und erkläre im Video, wie du dabei vorgegangen bist“ und mit der zusätzlichen Aufgabe, zu den schriftlichen Aufgaben ein Erklärvideo zu erstellen.
Jede Schülerin und jeder Schüler innerhalb einer Tischgruppe erhalten jeweils unterschiedliche Aufgaben, die sie zunächst schriftlich bearbeiten sollen. Der Umfang der Klassenarbeit ist so angelegt, dass die SuS die schriftlichen Aufgaben in einer Schulstunde erledigen können.
Sie dürfen in dieser Stunde ihre digitale Endgeräte (Taschenrechner und Handy/Tablet/Laptop) benutzen und dürfen mit ihren MitschülerInnen kommunizieren. Die erste Schulstunde findet im Klassenraum (mit Wlananschluss) im Beisein von mir Lehrkraft statt.
In der zweiten Stunde verteilen sich die SuS auf dem gesamten Schulgelände und nehmen jeweils ein Video auf. Sie benutzen dazu ihre eigenen digitalen Endgeräte – bei Bedarf können sie aber auch ein Schul-Ipad erhalten. Sie sollen in ihrem Video mit einem „Zeiger“ (d.h. mit dem Finger oder digitalen Marker) ihre Erklärungen anhand ihrer schriftlichen Aufzeichnungen begleiten.
Sie müssen bis zum Ende der zweiten Stunde das Video auf „itslearning“ hochladen und ihre schriftlichen Aufzeichnungen abgeben.
Fazit:
Die erste Stunde war sehr erfreulich: die SuS arbeiteten äußerst intensiv und hochkonzentriert. Für einige Schülerinnen fühlte es sich „merkwürdig“ und „komisch“ an, dass sie mit ihren MitschülerInnen kommunizieren durften. Auch dadurch entstand eine entspannte Arbeitsatmosphäre – keine SuS hatte eine Blockade. Im Nachhinein bestätigten etwa 80% der Klasse, dass sie auch die KI genutzt haben.
Es gab zum Ende der Doppelstunde technische Schwierigkeiten – das zeitgleiche Hochladen von 24 Videos überforderte die Technik… dies wurde durch verschiedene Speicheroptionen aufgefangen.
Ich habe die Bewertungskriterien sehr verändert: die schriftlichen Ergebnisse brachten weniger Punkte, für das Video konnten 14 von den 20 Gesamtpunkten geholt werden.
Die Klassenarbeit ist insgesamt zufriedenstellend ausgefallen: Es gab zwei sehr gute Arbeiten und zwei mangelhafte Arbeiten – und die übrigen verteilt dazwischen. Mir hat die Korrektur viel mehr Spaß als bei einer normalen Klassenarbeit gemacht – in den Videos sind so viel mehr Zwischentöne zu hören.
Der Zeitaufwand für die Erstellung + Korrektur war diesmal viel höher, aber dies wird beim nächsten Mal hoffentlich geringer werden.
Besonders wichtig und hilfreich finde ich, dass die Klassenarbeit nicht als extrem herausgehobene Prüfungssituation mit Stress und Blockaden und abseits des alltäglichen Mathematikunterrichts steht, sondern dass durch die Nutzung der alltäglichen Hilfsmittel (MitschülerInnen/KI) und durch Erstellen des wöchentlich bekannten Erklärvideos sich diese Art der Klassenarbeit viel harmonischer in den normalen Mathematikunterricht einfügt.
Anhänge: Beispiel-Klassenarbeit, Erwartungshorizont
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