Im Rahmen des Masterstudienganges „Gesellschaftlicher Wandel und Teilhabe“ an der Hochschule München.
Die Wahl des Leistungsnachweises ist in Bezug auf dieses Thema durchaus angemessen. Die freie Gestaltung forderte und förderte meiner Meinung nach die Kreativität des Verfassers und bot einen spannenden Rahmen, eigene Stärken und Interessen mit einfließen zu lassen […] Selbstständiges Lernen wurde meiner Meinung nach dadurch sehr gut gefördert.
Ein:e Student:in in der reflexion auf den leistungsnachweis
Die erste Idee
Als ich im Wintersemester 2016/17 zum neu ins Leben gerufenen Masterstudiengang „Gesellschaftlicher Wandel und Teilhabe“ (Master GWT) an der Hochschule München dazustieß, brachte ich viel Vorerfahrung aus der Erwachsenenbildung und der Seminargestaltung längerer Seminare (u.a. auch Wochenseminare) mit. Dabei war es mir immer ein Anliegen gewesen, dass Arbeitsgruppenergebnisse in einer kreativen Art und Weise vorgestellt werden, so dass sowohl die Vortragenden, als auch die Zuschauer und Zuhörerinnen etwas davon haben.
Das plante ich auch für die längeren Projektgruppen meines Moduls der „Steuerung digitaler Organisationen“ (Organisationen und ihre Handlungsressourcen). Am Ende war ich überwältigt davon, wie kreativ die Studierenden (im ersten Semester) dabei vorgingen und uns als Publikum einbezogen hatten. Ganz besonders angetan war ich damals von einem Theaterstück (Frau Holo und Schneewirechen), das ein Student zum Thema geschrieben hatte und das diese Gruppe auch wirklich aufführte und ich mit Videokamera aufnehmen konnte.
Mit der Corona Pandemie und dem damit verbundenen Lockdown kam die Idee, die Ergebnisse der Studierenden, die zum Teil rein virtuell erstellt worden sind, als eine Art „Corona Tagebuch“ auf einer eigenen Webseite (bis dahin hatte ich Sie über meine private Homepage gesammelt) darzustellen und als OER zur Verfügung zu stellen. Der Titel Online Mathetik (als Wissenschaft des Lernens und der Lerner:innen) für die Webseite ist dabei von mir in einer bewussten Abgrenzung zu Didaktik gewählt worden.
Mathetische Zielsetzung
Als Ergebnis und den Paradigmen einer Kultur der Digitalität (Stalder) folgend steht der Leistungsnachweis zwar am Ende, ist aber als Projektarbeit ein systematischer Anteil des gesamten Moduls. Deshalb wird er auch unabhängig von den Fragen der Studierenden von mir bereits zu Beginn eingeführt und begründet. Das hat auch damit zu tun, die virtuellen Kursanteile gegenüber der deutlichen Konkurrenz analoger Präsenzsitzungen und ständiger Kolloquien oder sonstigen „Attraktionen“ zu betonen.
Oben: Die Ankündigung und Beschreibung des Leistunsgnachweises für die Studierenden im Wintersemester 2021.
Bei der Gestaltung des Erklärvideos war eine funktionierende Teamarbeit von besonderer Wichtigkeit. Die guten zwischenmenschlichen Beziehungen, gegenseitiges Vertrauen und Sympathie förderten das konstruktive Zusammenarbeiten in der Gruppe und die Freude am Lernen.
Aus einer Reflexion von Studierenden auf ihren Leistungsnachweis
Diversitätsreflektierende Projektarbeit
Formal ist der Leistungsnachweis für dieses Modul eine Projektarbeit. Das gibt die notwendige Flexibilität in der Auslegung, was genau zu tun und wie er aufgebaut ist. Am Ende muss die Projektarbeit zwar das Äquivalent von etwa 15 Seiten Hausarbeit darstellen, das erlaubt es aber dennoch, Gruppenarbeiten, die etwas umfangreicher sind, als Projekte durchzuführen. Die Gruppenarbeit wiederum erlaubt es, die Gemeinschaftlichkeit einer Kultur der Digitalität konkret erleb- und erfahrbar machen.
Zudem können die Gruppen normalerweise und sehr selbstverständlich auf die unterschiedlichen Voraussetzungen und auch Kompetenzen der Student:innen eingehen. Dabei ist mir bei der Aufgabenerledigung voher bereits wichtig, dass sichtbar wird, dass die Student:innen sich der unterschiedlichen Aufgaben, die über moodle gestellt werden, angenommen haben. Das genaue Ergebnis, wie sie also die Aufgaben bearbeiten, richtet sich nach deren Bedürfnissen und Möglichkeiten. Die Aufträge sind entsprechend offen formuliert.
Der Leistungsnachweis als Publikation auf der Webseite
Elementar ist, dass die produzierten Videos, Blogs oder Podcasts auf der Webseite Mathetik Online (oder einer anderen Webseite, falls vorhanden) erscheinen, denn nur als publizierte Beiträge sind sie auch wirklich Ressourcen, die andere, beispielsweise im Bereich der OER (Open Educational Resources), verwenden können. Deshalb gehört zum Leistungsnachweis dazu, dass dass sich die Studen:innen über die verschiedenen Lizenzmodelle (beispielsweise Creative Commons) kundig machen und entsprechend damit umgehen bzw. darauf hinweisen.
Am Ende bekommen die Student:innen Zugang zur Webseite, um auch als Autor:innen sichtbar zu sein. Dabei lernen sie gleichzeitig ein CMS (Content Management System), nämlich WordPress als Blogsoftware, kennen. Eine wichtige Überlegung vorab ist insofern, ob die Student:innen mit ihrem richtigen Namen (Klarnamen) erscheinen, oder ob sie eher als Pseudonyme auftreten wollen. Beides ist natürlich möglich, allerdings wäre zu einem späteren Zeitpunkt eine Verweismöglichkeit auf die Beiträge nicht verkehrt. Es spricht also viel dafür, zumindest die Namen zu hinterlegen – was die meisten auch tun.
Diese offene Form des Schreibens kannte ich bisher innerhalb des Settings Hochschule nicht. Ich war begeistert innerhalb des Kurses solche innovativen und für mich höchst zeigemäßen Methoden kennenlernen und ausprobieren zu dürfen. Schön fand ich außerdem, dass auf Peer-to-Peer-Ebene von den Kommilitonen_innen Rückmeldung zu den Blogbeiträgen gegeben wurde. Dass hier nicht, wie im klassischen Kurssetting, ausschließlich vom Dozenten Stellung zur erbrachten Leistung bezogen wurde, bereicherte mich sehr.
Reflexion eine:r student:in auf den Lernprozess während des moduls
Reflexionen auf den Lernprozess
Elementarer Bestandteil des Leistungsnachweises ist, dass die Student:innen eine Reflexion auf den Lernprozess während des gesamten Moduls, einschließlich des Leistungsnachweises, anstellen. Daneben gehört dazu immer eine schriftliche Ausformulierung bzw. natürlich auch ein Literatur- bzw. Medienverzeichnis, weil sich der Leistungsnachweis, trotz der Vorgehensweise der Digitalität, im wissenschaftlichen Bereich bewegt. Die Ausformulierung und Reflexion muss dabei nicht zwingend auf der Webseite erscheinen (liegt im Regelfall aber mir vor), wohl aber das Literatur- und Medienverzeichnis.
Am Ende bleibt mir nur, die Einladung auszusprechen, die Webseite zu besuchen und zu schauen, welche Anregungen und Inhalte sie bietet.
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